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nepalnews 2001

Nepal new 2001

Das Jahr 2001 wir als eines der schwärzesten Jahre in die Geschichte Nepals eingehen. Der konflikt mit den Maoisten wurde immer heftiger und dann hat im Juni der Kronprinz in einem Amoklauf seine Eltern, schwestern und mehrere andere Personnen erschossen.

Dezember 2001

27.12.01 Es zeigt sich in Nepal keine große Änderung verglichen mit dem Anfang des Monates, welchen negativen Einfluss die Ereignisse auf die Touristanankünfte hatten, kann man an der folgenden Grafik sehen. Dies ist wirklich eine Katastrophe für tausende von Nepalesen, die mit dem Tourismus ihren sowieso kargen Lohn verdienen.

Die Kette der negativen Einflüsse wird noch durch die Spannungen zwischen Indien und Pakistan verstärkt, verglichen mit Afganistan ist ein potentiellen Konflikt wirklich direkt an den Grenzen von Nepal.

15.12.01 Soweit ich aus den nepalesischen Zeitungen lesen konnten, aber auch aufgrund von vielen Email-Kontakten und einigen Gesprächen mit Nepalreisenden ergibt sich folgendes Bild:

Verglichen mit der Situation vor dem viermonatigen Waffenstillstand ist die Lage in Nepal stabiler.

Sowohl in Kathmandu und Pokhara ist auf den Straßen vermehrt bewaffnete Polizei und Militär  zu sehen, aber weiter keine weiteren Einschränkungen festzustellen. es scheint so, dass bei Kämpfen zwischen Militär und Maoisten der Vorteil deutlich auf der Militärseite liegt - im Gegensatz zu früher wo die demoralisierten Polizisten wenig Wiederstand bieten konnten. Ein ´zuverlässige Information ist allerdings schwierig zu bekommen, da alle informationen zensiert sind.

November:

 28.11 Indien sichert der Nepalesischen Regierung Unterstützung zu. In den Städten Kathmandu und Pokhara bleibt die Lage ruhig. In Kathmandu werden zwei Bomben in der Coca-Cola Fabrik gezündet, machen aber nur Sachschaden.

26.11. Die Regierung ruft den Ausnahmezustand aus. Zum ersten mal ist die Armee offiziel im ganzen Land mit der Bekämpfung der Maoisten beauftragt. Die Regierung von Nepal fragt Indien und die USA um militärische Hilfe, insbesonder Kampfhubschrauber und Nachtsichtgeräte. Es wird von hunderten Toten gesprochen, haupsächlich auf Seiten der Rebellen. Diese können aber n9icht von unabhägiger Seite bestätigt werden. Es ist aber vorstellbar, dass diesemal die Kräfteverhältnisse seit dem Eintreten der Armee sich wesentlich verschoben haben. Den wärend die Polizisten miserabel ausgerüste, ohne gutes Training und sehr schlecht bezahlt sind ist die nepalesische Armee gut trainiert und wesentlich besser bewaffnet. Zudem war sie bis jetzt sehr diszipliniert und stolz.

24.11. Nach fast 4 Monaten Verhandlungen und Waffenstillstand, haben die Maoisten diesen gebrochen und mehrere Polizeiposten und Regierungsgebäude angegriffen. zum ersten mal wurde auch die Armee direkt angegriffen. Der Bruch wurde von einem der beiden Führer verkündet, Schauplatz sind neben dem Weste auch das Solu Khumbu (unteres Everst Gebiet.)Die gegend zwischen Jiri und Namche ist betroffend. Die Strasse nach Jiri ist wegenRohrbomben gesperrt. Der Flughafen Paphlu wird angegeiffen. Die Maoisten rufen für den 7.12. einen Generalstreik aus.

Oktober:

7.10. Nachdem die große Demonstration in Kathmandu am 21.September von den Maoisten abgesagt worden ist, ist die Lage weiter relativ entspannt. In verschiedenen Verhandlungsrunden versuchen beide Seiten taktische Vorteile zu erringen, sei es mit der Drohung, die Verhandlungen abzubrechen. In der ersten Oktoberwoche haben die Maoisten fast jeden Tag einige Polizisten freigelassen, dies ist ein sehr gutes Zeichen. Zugleich scheinen sie zurzeit an Rückhalt in der Bevölkerung zu verlieren. Verschiedene Leute die zurzeit in Nepal sind, berichten von einer absolut ruhigen Lage.

Auswirkungen des Terroranschlages auf das WTC in New York. Viele Leute befürchten, dass der potentielle Krieg mit Afghanistan die ganze Region unsicher machen wird. Das ist nicht vollständig von der Hand zu weisen, haben doch vor zwei Jahren pakistanische Extremisten ein Flugzeug der Indian Airlines in Kathmandu gekapert.  Allerdings muss man sich klarmachen, dass Nepal über drei Flugstunden von Afghanistan weg ist und für alle möglichen Kriegsparteien absolut uninterssant ist. Ganz evtl. werden einige Flugrouten wie während des Golfkrieges geändert. Ich persönlich würde allerdings zurzeit nicht so gerne mit der PIA fliegen, da diese in Karachi zwischenlanden. Ich vermute, dass man in Nepal bedeutend sicherer sein wird, als in irgendeinem westlichen Land, in dem evtl. Racheakte zu befürchten sind.

Also beunruhigt euch nicht allzu sehr, falls ihr geplant hattet nach Nepal zu fliegen!

 

September:

18.9. Die Verhandlung sind in einer sehr schwierigen Phase, die Regierung spricht von unannehmbaren Forderungen und der maoistische Führer ruft seine Anhänger wieder zum Widerstand auf.

15.9. Die Regierung verbietet alle großen Demonstrationen im Kathmandutal. Die Maoisten sagen die Demonstration ab und planen, sie dafür in Biratnagar durchzuführen. In Kathmandu werden viele Hausdurchsuchungen durchgeführt und eine Reihe von Leuten verhaftet.

Die Verhandlungen, gespickt mit taktischen Winkelzügen auf beiden Seiten, gehen weiter. Zum ersten Mal treten öffentlich maoistische Verhandlungsführer auf. Die Maoisten planen eine große Demonstration in Kathmandu für den 21.September, für die ca. 200.000 Menschen erwartet werden. Ein Landreformgesetz, welches den Landbesitz auf 3 ha beschränkt, wird von der Regierung vorgeschlagen.

August:

Der neue Premierminister heißt Deuba und versucht Verhandlungen mit den Maoisten zu führen. Es tritt eine merkliche politische Entspannung im Lande ein. Die Royal Nepal Airlines annulieren den Leasingvertrag mit Lauda Air, der mit vielen Korruptionsgerüchten in Verbindung gebracht worden war und am Schluss zum Sturz von Koirala geführt hatte. Nachdem sie noch ein zweites geleastes Flugzeug vorzeitig zurückgaben, beendet Royal Nepal Airlines zum September alle Flüge nach Europa und Dubai.

19.7. Der im Volk sehr unbeliebte Premierminister Koirala ist zurückgetreten.

Das Drama der nepalesischen Königsfamilie

Noch immer ist es unbegreiflich, warum diese Tragödie stattgefunden hat und in Nepal können viele Menschen die Gerüchte nicht akzeptieren. Es sieht aber tatsächlich so aus, als dass der Sohn nach einem Streit seine Eltern, Geschwister und weitere Verwandte ermordet hat, da sich jetzt auch namentliche Zeugen gemeldet haben. Der neue König Gyanendra gab einer Kommission den Auftrag, bis Montag 11.6. die "Wahrheit" zu ermitteln und zu veröffentlichen. Dieser Termin wurde  bis zum Donnerstag, 14.6., verlängert. Die Kommission kam nun nach Befragung von über 150 Zeugen zum offiziellen Schluss, dass es tatsächlich der Kronprinz Dipendra gewesen sei. Diese Schlussfolgerung wurde von fast allen Parteien akzeptiert, nur die Maoisten sprechen weiter von einem ausländischem Komplott. In Nepal ist wieder das normale Leben eingekehrt.

Die Königsfamilie, in der Mitte Kronprinz Dipendra

Aus vielen persönlichen Gesprächen in Nepal weiß ich, dass fast alle Nepalesen, auch Kommunisten, den alten König Birendra im Gegensatz zu den Parteien respektierten und verehrten. Er war wie eine Klammer. Welche Auswirkungen sein Tod auf dieses Land mit den schier unerträglichen sozialen Spannungen haben wird, lässt sich noch nicht absehen. Manche vermuten, dass es zu einer Stärkung des Militärs führen wird, nicht unbedingt ein gutes Omen. Während der ehemalige König einem Einsatz des Militärs gegen die Maoisten, welche in den extrem armen ländlichen Gebieten im Westen schon teilweise die Macht haben, ablehnend gegenüberstand, vermutet man, dass der neue König dies eher befürwortet.

Übersicht über die wichtigsten Ereignisse

Donnerstag, 21.6.01 Die Königin begann zum ersten Mal wieder zu laufen und erholt sich langsam von den Schussverletzungen. Die Zeitungen schreiben fast nur noch von den üblichen kleinen Dingen.

Montag, 18.6.01 Das Auswärtige Amt ändert seine Reisewarnung in einen allgemeinen Sicherheitshinweis um. AA Bericht und guter Artikel von Andreas Khanal

Sonntag, 17.6.01 Entgegen vieler Befürchtungen ist die Lage nach der Bekanntgabe des Berichtes ruhig geblieben. Zwar wird immer noch nach dem Warum gefragt, doch die meisten scheinen die Wiedergabe des Ablaufs aus Mangel an glaubwürdigen Alternativen nicht mehr in Frage zu stellen. Die größte Oppositionspartei die CPN-UML (Communist Party Nepal-United Marxist Leninist) hat den Bericht positiv kommentiert, auch wenn sie die Rolle der Regierung als unfähige Zuschauer beschreibt. Die Maoisten sprechen weiterhin von einer imperialistischen drevisionistischen Verschwörung. In den nepalesischen Zeitungen wird wieder über das Übliche geschrieben.

Donnerstag, 14.6.01 Die Kommission kommt nach der Anhörung von 150 Zeugen zum offiziellen Schluss, dass Kronprinz Dipendra im betrunkenen Zustand Amok gelaufen ist und seine Eltern, Schwester und weitere Mitglieder der Familie ermordert hat. Er wird in dem Bericht nicht direkt als Mörder bezeichnet, aber er hätte alle Schüsse abgegeben. Gerüchte haben schon vorher gesagt, dass der Kronprinz mit seinen Eltern in Streit lag, da sie ihm nicht die Heirat mit der Frau erlauben wollten, die er wünschte und ihn vor die Alternative stellten, sonst auf den Thron verzichten zu müssen. Ebenfalls wird berichtet, dass Dipendra mit seinem Vater über den Umgang mit den Maoisten uneins war und er eine härtere Linie forderte. Der offizielle Report auf Englisch

Die Maoisten verbreiten zur Zeit die These, dass der König, den sie ja selbst absetzen wollten, durch eine internationale Verschwörung ermordet worden sei. Da es sehr viele Unstimmigkeiten und Fehlinformationen gab, z.b. der angebliche Unfall, kann natürlich jede Verschwörungsthese auf fruchtbaren Boden fallen.

Sonntag, 10.6.01 Die Kommission hat ihre Untersuchung noch nicht abgeschlossen und bekommt eine Fristverlängerung von 4 Tagen bis zum Donnerstag den 14.6.

Freitag, 9.6.01 Zum ersten Mal erzählt ein namentlicher Zeuge den Tathergang. Er wiederholt die Version, dass der Prinz Dipendra betrunken zum Essen gekommen worden war und vom König zum Ausnüchtern weggeschickt worden sei. Zwei Stunden später sei er im Kampfanzug zurückgekommen und hätte mit mehreren automatischen Waffen das Blutbad angerichtet.

Dienstag, 5.6.01 .Dipendra wird in Pasupatinath verbrannt. Die Opposition verweigert die Entsendung ihres Vorsitzenden in die Kommission. Diese wird nun durch den obersten Richter  Kesav Prasad Upadhyay und den Parlamentspräsidenten Taranath Ranabhat gebildet.

Montag, 4.6.01. Dipendra stirbt am frühen Morgen. Gyanendra wird zum neuen König gekrönt. Weitere große Unruhen und Ausgangsperre. Gyanendra verspricht eine unabhängige Untersuchung. Der Kommission sollen der oberste Richter, der Premierminister und der Oppositionsführer (gemäßigte Kommunisten) angehören.

Sonntag, 3.6.01 Kronprinz Dipendra, der auf der Intensivstation am Leben erhalten wird, wird zum König ernannt, obwohl er weiter als der Mörder gilt. Gyanendra erklärt öffentlich, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe, bei dem eine automatische Waffe von selbst losgegangen sein. Diese Version stößt auf allgemeinen Unglauben. Empörte Demonstranten fordern eine Aufklärung und Bestrafung der Täter. Mittlerweile bezweifeln auch viele, dass Dipendra der Mörder sein könnte und vermuten eine wie auch immer geartete Verschwörung. Viele vermuten, dass die Wahrheit nie ans Licht kommen wird.

Samstag, 2.6.01 Der Prinz Gyanendra, jüngerer Bruder des Königs, erhält vorläufig die Verantwortung als Regent, da Kronprinz Dipendra weiter im Koma liegt. König Birendra und Königin Aishwarya werden am Ufer des Bagmati in Pashupatinath verbrannt.

Freitag, 1.6.01 Bei einem der gemeinsamen Zusammenkünfte der königlichen Familie, wie sie jeden Freitag stattfinden, wird der König Birendra (55), seine Frau Königin Aishwarya, seine Tochter und andere Mitglieder der Familie erschossen. Sein jüngster Bruder wird schwer verletzt. Erste Gerüchte sagen, dass der Mörder der Kronprinz Dipendra sei, der nach dem Blutbad die Waffe gegen sich selbst richtete. Er überlebt, liegt aber im Koma. Der mittlere Bruder ist nicht beim Essen, da der Helikopter ihn wegen schlechtem Wetter nicht von Pokhara nach Kathmandu bringen konnte, allerdings wird seine Frau Prinzessin Komal verwundet.

König Birendra auf einem 10 Rupien Schein

König Gyanendra( 53)

Schon bei der Geburt waren dem Prinzen von den Astrologen zwei Krönungen geweissagt worden. Er war dann tatsächlich im Alter von 3 Jahren schon einmal zum König gekrönt worden. Sein Großvater König Tribhuvan hatte sich einer Revolte gegen den Clan der Ranas angeschlossen und musste vorerst nach Indien fliehen. Daraufhin krönten die Ranas  seinen  kleinen Enkel. Die Ranas hatten als Premierminister im vorigen Jahrhundert die Macht an sich gerissen und die Könige der Shah Dynastie weitgehend entmachtet. Der König konnte aber wieder mit Hilfe von Indien die Macht in Nepal erlangen und zurückkehren. .

Der König Gyanendra gilt als konservativer als sein ermordeter Bruder Birendra. Man sollte aber beachten, dass auch Birendra vor elf Jahren erst nach 500-1000 Toten sein Einverständnis zu einer parlamentarischen Demokratie gab und seither zu ihrem Garant geworden war.

Der neue König ist bisher vor allem als Umweltschützer aufgefallen und hat viele Projekte zum Umweltschutz in Nepal gefördert und unterstützt. Seit 1994 ist er der Vorsitzende des King Mahendra Trust, der halbstaatlichen Umweltorganisation in Nepal, in der auch u.a. das Annapurna Conservation Area Projekt oder die Nationalparks sind.

Ein großes Problem ist sein dreißigjähriger Sohn. Dieser hat schon zweimal betrunken einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang verursacht, davon starb unter anderem auch ein beliebter Sänger. Als Mitglied der Königsfamilie wurde er aber nicht weiter belangt. Der Sohn ist in Nepal herzlich verhasst und sein Verhalten war einer der Gesprächspunkte bei der Zusammenkunft am 1. Juni. Er entkam dem Massaker unverletzt was wiederum den wilden Gerüchten um eine Verschwörung weitere Nahrung gab.