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In memoriam Dr. Gudrun Corvinus

In memoriam Gudrun Corvinus

Das schreckliche Ende einer erfolgreichen Forscherin

“Tief erschüttert haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg die Nachricht vom tragischen Tod ihrer langjährigen und geschätzten  Kollegin Dr. Gudrun Corvinus zur Kenntnis genommen.Dr. Corvinus wurde – Agenturmeldungen zufolge - in Pune/Indien brutal ermordet”, meldete das Institut am 9. Januar 2006. Die Deutsch-Nepalische Gesellschaft und alle, die sie oder wenigstens ihre Arbeiten kannten, stehen fassungslos vor dieser Nachricht und mehr noch vor den Umständen, die zum Tode ihres Mitgliedes führten.

 

Seit dem 30. Dezember hatte sie niemand mehr gesehen, und indische Freunde, die tagelang versucht hatten, Kontakt mit ihr aufzunehmen,berichteten, sie ginge nicht ans Telefon und die Tür ihres Appartements in dem auch von vielen Ausländern bewohnten Koregaon Park, in dem sie allein lebte, bliebe verschlossen. Sie benachrichtigten schließlich die Polizei, welche die Wohnung öffnete und den enthaupteten Leichnam der Vermissten fand. Sie wurde durch ihren Pass identifiziert.

Die Polizei arbeitete schnell und konnte schon nach Stunden einen Makler, Iqbal Mohammad Sheikh, festnehmen, der sich für die beiden Appartements von Frau Corvinus interessiert hatte und die sie auch verkaufen wollte. Nachdem er festgestellt hatte, dass sie allein lebte, und sie sich geweigert hatte, ihm eine Blankovollmacht auszustellen, brachte er sie um und enthauptete sie. Kaltblütig brachte er den Kopf in einem Sack 10-12 km weit nach Kharadi, einem Außenbezirk, und deponierte ihn unter einer Brücke. Im Hause des geständigen Sheikh fand man auch den Fernseher und den PC von Frau Corvinus. So endete das Leben einer unermüdlichen Forscherin durch die Habgier eines Maklers.

Wer war Gudrun Corvinus?

1931 in Stettin geboren, studierte sie Geologie, Paläontologie und Urgeschichte an der Universität Tübingen. Während ihrer langjährigen Aufenthalte in Indien und in Afrika spezialisierte sie sich bereits sehr früh auf die Quartäre Urgeschichte. So liegen von ihr aus den Jahrzehnten bis 1980 zahlreiche Publikationen vor. Sie war unter anderem in den 1970er Jahren ein Mitglied der Afar-Expedition in Äthiopien, die das berühmte Skelett “Lucie” entdeckte. Während sie in der Namibischen Wüste forschte, entdeckte sie viele tierische Fossilien aus der Periode des Miozän.

Ihr Interesse an der quartären Urgeschichte des Menschen führte zu dem von ihr betriebenen Forschungsprojekt über “Quartär und Urgeschichte Nepals”, das von 1983 bis 1994 und 2000 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Als Ergebnis ihrer jahrelangen Forschung entsteht nun ein zweibändiges Werk unter dem Titel “Prehistoric Cultures in Nepal from the Early Palaeolithic to the Neolithic and the Quarternary Geology of the Dang-Deokhuri Dun Valleys”, das ihren Namen wird in der Fachwelt weiterleben lassen, und ihre umfangreiche Sammlung von Ausgrabungen, die sich in den Händen des Nationalmuseums in Kathmandu befindet, wobei sich unsere Gesellschaft bemüht hat, eine würdige Ausstellung daselbst zu ermöglichen.

Gudrun Corvinus verließ Nepal nach dem Abschuss ihrer Arbeiten dort, um in Pune (Indien) zu leben, wo sie viele Freunde und Kollegen aus früherer Zeit hatte. Sie war bereits mit dem örtlichen Bhandarkar Oriental Research Institute durch neue Forschungsarbeiten verbunden.

Die Deutsch-Nepalische Gesellschaft wird ihr ein ehrendes Andenken bewahren und sie in den Seiten der »Nepal Information« immer wieder posthum zu Wort kommen lassen.

Dr. Wolf Donner

 

Text und Foto von Dr. Wolf Donner Deutsch-Nepalische Gesellschaft