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Reisebericht
 Khumbu
Jiri-Strasse

Zusammenfassung: Nach einem Streik der Maoisten fuhren keine Busse mehr.wir machten uns dann 0 klick grosse  photosx100zu Fuss von Jiri bis zur Hauptstrasse Kathmandu nach Tibet auf. .

 

Maoisten Blockade - zu Fuß von Jiri bis zur Hauptstraße Kathmandu -Tibet (Dezember 2004)

Vorgeschichte

31 Tage war ich mit meinem nepalesischen Freund und Porterguide Bachan durch das Khumbu gewandert. Und es hatte keinen einzigen Tag gegeben, wo wir nicht mindestens 4 Stunden getreckt waren. Wir waren nach Phaplu geflogen und von dort nach Namche Bazar gelaufen. Von dort gingen wir eine große Runde über das Imja Tse Base Camp , den Kongma la , das EBC, den Cho la und Renjo la. Und dann ging der Weg zurück nach Jiri, ein Weg der zwar nur über bewaldete Hügel führt aber dennoch tausende von Metern steilen Auf- und Abstieg erfordert.

Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich noch drei Tage in Namche Bazar angehängt, aber Bachan musste zurück, weil er am 23 Dezember mit zwei Schweizerinnen trekken sollte.

Ich hatte ihm deshalb versprochen, dass wir spätestens am 22 in Kathmandu sein würden. Jetzt hatte wir den 19. Dezember und wir waren in Shivalaya nur noch 6 Stunden von Jiri entfernt.

So würden wir am nächsten Tag gemütlich nach Jiri laufen und am 21. Dezember morgens mit dem Bus nach Kathmandu fahren.

Ich freute mich auf eine warme Dusche, leckeren Kuchen und endlich auf ein par Tage, an denen ich faul die Annehmlichkeiten von Kathmandu genießen könnte.

Bachan hätte auch noch genügend Zeit, seine Kleidung zu waschen, Emails an zu sehen und seine Frau anzurufen. Mein Flug ging erst am 28.Dezember.

Shivalaya

In Shivalaya endet mittlerweile eine Schotterpiste, die von Jiri kommt und so entwickelte sich das vormals kleine Dorf zu einem geschäftigen aber leider recht schmutzigen Umschlagplatz für alle Güter, die dann ab hier von Trägern in das ganze Umland getragen werden.

Nach den Wochen in der nur spärlich bevölkerten Natur des Khumbu war es schon fast ein Kulturschock überall den vielen Menschen und dem weggeworfenen Müll zu begegnen.

In der Mitte des Dorfes stand ein Kleinbus und wir überlegten gerade, ob wir vielleicht noch heute mit ihm fahren sollten und damit ein Tag früher in Jiri wären, da erklärte uns der Busfahrer, dass die Maoisten für morgen eine Verkehrsblockade verkündet hätten und er deshalb gar nicht mehr nach Jiri fahren würde.

Diese Verkehrsblockaden werden oft auch als Streik bezeichnet, doch der nepalesische Name Bhanda heißt nicht anderes als geschlossen oder zu und jeder der dann auf der Straße fährt, muss mit Angriffen auf sich und sein Fahrzeug rechnen und schon öfters wurden dann auch schon Autos, Busse oder Lastwagen angezündet.

Nun war ja erst der 19. und deshalb kein Grund zur Unruhe. Ich hatte in Nepal schon öfters Bhandas erlebt und meistens begannen dann nach 3 Tagen wieder Busse zu fahren.

Jiri 32.Trekking Tag, 20./ 21. Dezember

So liefen wir wie ursprünglich geplant bis nach Jiri und trafen dort ein israelisches Pärchen welchem wir schon an verschiedenen Stellen auf dem Treck begegnet waren. Wir wohnten dann auch im selben Hotel. Jiri war sehr ruhig und auf den Straßen spielten die Kinder und schwatzten die Erwachsenen. Keine lärmende und hupende Lastwagen scheuchten einem rum und wir verbrachten den ersten Tag uns nach der langen Treckingtour wieder aufzufrischen.

Denn mittlerweile hatten wir schon einen recht strengen Geruch und mein Bart war auch zu einem dichten Gestrüpp gewachsen. Nach einer herrlichen Dusche ging‘s ab zum Barbier und dann war dolce farniente und das leibliche Studieren der Speisekarte angesagt.

Die Stadt war voller Gerüchte, die sich leider meist widersprachen. Mal hieß es die Busse würden am nächsten Tag wieder fahren, mal das es noch Tage dauern könnte. Auf jeden Fall hieß es am nachmittag, dass morgen noch keine Busse fahren würden.

 

22. Dezember, erster (halber Tag) Es geht los Jiri-Chisapani

Die Gerüchte waren am Morgen noch widersprüchlicher als am Vortag. Mein Freund Bachan hatte aber von verschiedenen Leuten erfahren, dass dieser Streik von den Maoisten sehr hoch aufgehängt worden war und es auch länger als zwei Wochen dauern könne. Da war es mir weniger wichtig, dass andere sagten, morgen fahren die Busse wieder. Denn nun stellte sich die Frage, wie ich sicher und vor allem rechtzeitig nach Kathmandu zu meinem Flug kommen würde.

Es gab drei Möglichkeiten:

1. Zu Fuß nach Kathmandu zu laufen- das waren auf der Straße 188 km und die kann man in 6 Tagen schaffen. Würde ich aber noch einen weiteren Tag warten, könnte es eventuell schon kritisch werden.

2. Zurück in 5 Tagen nach Lukhla und dann mit einem Flugzeug nach Kathmandu. Das wäre ebenfalls möglich gewesen, aber sehr anstrengend und niemand könnte mir garantieren , dass ein Flug mich mitnehmen würde.

3. In 4 Tagen nach Paphlu, aber da wäre die Wahrscheinlichkeit des Mitfliegens noch geringer.

Da ich schon früher durch Gegenden ohne Gasthäuser getreckt war, machte ich mir keine Sorgen, dass wir nicht irgendwie eine private Unterkunft finden könnten.

 

Es war uns klar, dass Bachan so oder so nicht mehr rechtzeitig nach Kathmandu kommen könnte und so für ihn 10 Tage Arbeitslohn wegfallen würden. Aber kurz nach dem Frühstück hatte wir entschieden: Wir würden probieren bis nach Kathmandu zu laufen. Denn in 6 Tagen würden wir die 188 km sicher schaffen können und wenn die Busse am nächsten Tag fahren würden, könnten wir ja noch immer unterwegs wieder einsteigen.

Erst wollte noch das israelische Pärchen vielleicht mitkommen, aber erst brauchten sie 2 Stunden um zu überlegen, dann noch mal 2 Stunden um zu packen und dann kam einer ihrer Freunde und erzählte, dass ganz ganz sicher die Busse morgen fahren würden.

Da ich überhaupt keine Lust auf weitere 2 Stunden Verzögerung hatte, war es mir ganz recht, dass sie dann doch dableiben wollten.

Ich war schon in früheren Jahren verschiedentlich durch Gegenden getreckt, in der es keine Lodgen oder Teehäuser mehr gab. Und immer habe ich Unterschlupf bei privaten Häusern gefunden- ich war zuversichtlich das es gehen würde.

So begann unsere Tour erst um frühen Nachmittag und sie roch eindeutig nach Abenteuer!

Da wir ja der Straße folgten war die Wegfindung sehr einfach. Ab und zu begegneten einem ein paar Leute und an einem Dorf wurden wir an einem Checkposten von der Armee kontrolliert.

Jiri maoisten NepalAm späten Nachmittag kamen wir dann in dem Dorf Chisapani an. Zwar war es noch hell, aber da wir nicht wussten, ob wir noch später einen Übernachtungsplatz finden würden, beschlossen wir hier zu bleiben.

Natürlich gab es keine richtigen Gasthäuser. Wir fragten bei einem kleinen Straßen
Teehaus nach Schlafplätzen. Oben auf dem Speicher zwischen Vorratssäcken und einer dicken Staubschicht bot man uns ein Lager an. Naja, dass war nicht so einladend.

Im Dorf gab es noch ein Haus, und die boten uns ein richtiges kleines Zimmer an.

Doch auch hier lag der Staub in einer dicken Schicht und als das Mädchen anfing, ihn zusammen zukehren, konnte man minutenlang überhaupt nichts mehr sehen. Bachan war entsetzt über soviel Schmutz und musste fürchterlich husten.

Aber so hatten wir wenigstens ein Dach über den Kopf und bekamen abend auch ein Dhal Bhaat serviert. Hui, schnell wurde mir klar, dass wir nicht mehr bei den Sherpas, sondern wieder bei den niedriger siedelnden Hindu-Nepalesen waren, denn das Essen war höllenscharf.

INepal Maoists Flag Fahnem Dorf hingen mehrere Maoisten-Transparente und eine große rote Fahne. In Gesprächen fand Bachan auch schnell raus, dass die meisten Bewohner und auch unser Wirt, der zugleich Dorflehrer war, mit den Maobadis sympathisierten.

 

23. Dezember, zweiter Tag Chisapani -Kiranthichap

Egal, wir schliefen, aßen noch zum Frühstück eine Nudelsuppe und machten uns bei der ersten Dämmerung auf. Jetzt stellte sich heraus, dass unsere Entscheidung vom Vortag richtig gewesen war, denn es brauchte zwei volle Stunden, ehe wir wieder ein Dorf erreichten. Denn unter diesen Umständen mussten wir absolut vermeiden, noch nachts umherzulaufen, sowohl eine Begegnung mit den Maoisten wie mit dem Militär hätte leicht tragische Folgen haben können.

In der ersten Stunde machte ich mich noch lustig, dass keiner mehr fahren wollte und vor auch über unseren Wirt in Jiri, der von umgehackten Bäumen und dicken Felsbrocken erzählt hatte.

Die erste Bombe

Doch dann tauchte in der Dämmerung die erste Blockadebarriere auf. Ein kleines Steinmäuerchen war quer über die Straße gebaut. So putzig dass man es in 5 Minuten hätte wegräumen können. Wäre da nicht das kleine rote Tuch als Warnung von einer Bombe gewesen. Bachan und ich wussten sehr genau, dass dies kein Kinderspiel ist, ein Jahr zuvor waren auf diese Strecke ein Busfahrer und vier Insassen von eben so einer Bombe zerfetzt worden, als sie eine solche Mauer wegräumen wollten.

Auf der anderen Seite war diese Barriere für uns Fußgänger überhaupt kein Hindernis und wir konnten sehr einfach um diese und weitere herum spazieren.

Ab jetzt wurden die Hindernisse immer häufiger, mal waren Felsbrocken auf die Straße geschichtet, mal waren große Bäume gefällt worden und blockierte die volle Fahrbahn.

Und immer wieder waren darin kleine Bomben befestigt.

Natürlich konnte man nie wissen, ob sie echt und mit Bewegungszünder versehen waren, denn es hätten genauso gut nur ein Haufen Schottersteinchen in ein Tuch eingewickelt sein können, aber ausprobieren wollte auch keiner.

Egal, denn den Zweck ein leichte Entfernung des Hindernisses zu verhindern erfüllen ja beide Varianten.

 

Es ist mir in diesen Tage vollständig klar geworden, dass man diese Bergstraßen nicht sichern kann. Denn Stundenlang geht man durch bergiges und bewaldetes Gebiet. Dies bildet den Maoisten natürlich jede Deckung. Da habe ich auch verstanden, warum die Armee sich auch keine mühe gab, die Barrikaden wegzuräumen.

So harmlos sehen die Bomben aus, doch es könnte gut eine kleine Sprengladung mit einem Bewegungszünder drin sein.

und die umhüllenden Schottersteinchen sind im Umkreis von einigen metern tödlich.

 

 

Oft warten auch die Maobadis im Hinterhalt, bis die Armee die Barrieren wegräumen will, um sie dann zu beschießen. Uns war schnell klar, das hier noch tagelang kein einziges Fahrzeug fahren würde, und von der Armee sah man gar nichts mehr, die verschanzte sich in ihren Posten und hoffte nur, dass die Maobadis nicht angreifen würden.

Doch trotz Hindernissen kamen wir gut voran und mittags kamen wir in einem größeren Dorf namens Kabre an.

Auch hier wehten überall die roten Fahnen, und an den Ortseingängen waren große bebomte Steinmauern aufgeschichtet.

Überall standen Gruppen von Menschen herum und als sie meine große Hüftkameratasche sahen hörte man es immer wieder wispern “ Pistol?” “Chaina matre Kamera”.

Wir wollten eigentlich was essen, doch bald waren wir von einer Gruppe junger Männer umringt, die sich als Maoisten ausgaben. Der Führer wollte wohl mit mir sprechen und ihre Ziele erklären doch ich blaffte ihn nur extrem schlechtgelaunt an, dass ich wegen Ihnen jetzt bis Kathmandu laufen müsse und zu einem Gespräch überhaupt keine Lust hatte. Wütend stapfte ich zu dem einzig noch offenen Restaurant und bestellte für mich und Bachan Dhal Bhat.

Bachen musste allerdings dann mein undiplomatisches Verhalten ausbaden, denn er wurde wohl sehr genau ausgefragt, wo wir herkommen, wo wir hingehen, warum wir laufen. Natürlich wurde er verdächtig, zum Geheimdienst zu gehören und hatte recht große Angst. Doch dann durfte auch er gehen und nach dem Essen machten wir uns schnell auf die Socken.

Jetzt ging die Straße wieder herab herunter zum Fluss Tamba Kosi. Nach dessen Überquerung hofften wir auf weniger Problem, da wir dann im Gebiet der größeren Garnison von Charikot sein würden.

Zwei Stunden später kamen wir wieder in ein großes Dorf, auch hier rote Fahnen und Steinwälle. Bachen war noch immer ganz verängstigt, denn anscheinend hatte die Maobadis von ihm verlangt, er solle mit ihnen ziehen und kämpfen.

Die Häuser waren jetzt typisch für die Hinduistischen Nepalesen.

Alles umsonst?

In Namdu erfuhren wir dann die Hiobsbotschaft, nämlich dass die Maoisten die Brücke mit Bomben vermint hätten und keiner passieren könne.

Da ich schon so viele falsche Gerüchte gehört hatte, wollte ich selber die Situation vor Ort sehen während Bachan schon ganz demoralisiert war und eigentlich gar nicht mehr weiter wollte. Man muss allerdings wissen, das der Tamba Kosi gut 500 Höhenmeter weiter unten in Tal floss, 500 Höhenmeter die man erst herabsteigen um sie dann alle mühsam wieder hochsteigen hätte müssen.

Egal, ich sagte, wir gehen, ich will es mir selber ansehen, auch wenn uns mehrere Leute sagte, dass man nicht drüber komme.

Wir hatten gerade ein Drittel des Weges hinter uns, als zwei naßgeschwitzte junge Frauen hochkamen und sagten, dass nicht hätten über die Brücke gehen können. Ich knickte ein, warf ich noch mal einen Blick in die Tiefe und beschloss, mich in das Schicksal zu fügen.

Da Problem war nur, dass das erste Dorf zum Übernachten zu gefährlich war, weniger für mich als für Bachan. So beschlossen wir, im nah gelegenen Dorf Namdu  zu übernachten und am nächsten Tag wieder nach Jiri zurück zu laufen. Denn hier waren die Leute sehr freundlich zu uns gewesen.

Am Eingang trafen wir einen nepalesischen Entwicklungshelfer, der mit seinem Geländewagen festgesetzt worden war.

Auf einer große Wiese stand sein Wagen neben zwei Bussen. Die Maoisten hatten sie dort hin dirigiert und die Schlüssel abgenommen, Jetzt war er wütend, aber so oder so, er wäre ja doch nur ein paar hundert Meter bis zum nächsten Hindernis gekommen.

Und während dessen ging das tägliche Dorfleben seinen gewohneten Gang.

So saßen wir da und schwätzten, da kam nach einer halben Stunde eine Dorfbewohner und sagte, dass man doch über die Brücke können, der Dorfschullehrer wäre gerade von der anderen Seite des Flusses herüber gekommen. Zwar würden Bomben auf der Brücke liegen,  aber man könne drum herumgehen.

Sofort machten wir uns wieder auf den Weg und kürzten sie serpentinenreiche Straße so oft wie möglich ab.

Trotz der angestammten Situation war es wunderschön durch die vielen kleiner Dörfer mit ihren ockerorange- und weisbemalten Wänden ins Tal herabzusteigen.

Kurz vor dem letzten Abstieg konnten wir dann sehen, das tatsächlich vereinzelt Personen über die Brücke gingen- und die Hoffnung stieg wieder.

 

 

Die Brücke

An sich sieht diese Kastenbrücke recht unspektakulär aus- für uns entschied sich aber hier, ob wir eine Chance hatten überhaupt nach Kathmandu zu kommen.

Die Maoisten hatten mehrere Transparente aufgehängt und denn Durchgang mit ein paar kleinen Bäumchen und Gestrüpp versperrt. Darüber hinaus lagen kleinen Bombenpäckchen auf der Fahrbahn herum.

In der Mitte war eine Stange von einer Seite zur anderen gelegt, an der eine dicke Bombe hing. Übersteigen war zu riskant, denn es hätte gut ein Bewegungszünder drin sein können und so musste man vorsichtig drunter her kriechen.

Glücklicherweise war ein Junge von dem Straßendorf auf der anderen Seite des Flusses gekommen, zeigt uns die und trug meine Rucksack hinüber und bald waren wir alle heil und unsäglich erleichtert auf der anderen Seite.

Hier aß ich dann vor lauter Glück erst einmal zwei Kilo frische Mandarinen und erholte mich eine halbe Stunde.

Doch nun mussten wir weiter, denn noch immer lagen entsetzlich viele Kilometer vor uns, und nachdem Bild, welches sich uns gezeigt hatte, war klar, dass wir wahrscheinlich wirklich die ganzen 188 km würden laufen müssen.

Die Dorfbewohner hatten Bachan ein Abkürzung erklärt die steil den Hang hoch ging und viele Serpentinen abkürzte. Ich war aber so erschöpft, dass ich nur noch Straße gehen wollten. Die Vorstellung, nachts im Dunkel mich im Wald zu verlaufen hatte schon fast paranoide Züge.

Bachan ließ nicht locker, und drängte immer wieder aufs neue, und widerwillig akzeptierte ich am Anfang die Abkürzung für eine halbe Stunde um sicher wieder in der Dämmerung auf der Straße zu sein. Dafür nahm er mir noch das schwere Fotostativ ab.

Die halbe Stunde entpuppte sich aber dann doch zu einer guten ganzen Stunde und ich war absolut fertig mit den Nerven.

Kaum waren wir wieder auf der Straßen in einem kleinen Dorf, wollte er schon wieder die Diretisima hoch, ich fluchte , schrie und wollte mich auf keinen Kompromiß mehr einlassen, aber oben konnte man schon das nächste Straßenstück sehe und da hatte ich einfach keinen guten Argumente mehr.

Erschöpft machten wir (oder eher ich) auf halber Strecke ein Pause als plötzlich eine lange Schlange Nepalesen den Hang hochkam. Es waren zwei Gruppen Leute zu je 20 Leuten aus der Umgebung von Jiri, die sich auch auf den Weg nach Kathmandu gemacht hatten. Männer, Frauen, Kinder, Alte und Junge, alle waren sie vertreten.

Jetzt muss man wissen, dass Gehen die ganz normale Fortbewegungsart in Nepal ist, denn nur selten gibt es Straßen, aber seit 25 Jahren gab es nun die Straße. Und da nahm natürlich jeder lieber den Bus.

Nun, zusammen kamen wir zur einbrechender Nacht in Kirantichap an. Hier fanden wir alle Unterkunft und Essen in drei Privathäusern, die schon lange keine Gäste mehr beherbergt hatten. Früher ja, als hier noch der Purano bato- der alte Weg benutzt wurde, da war das etwas anderes, aber warum sollte jemand jetzt mit dem Fahrzeug anhalten.

 

24.12. Dritter Tag Kirantichap bis Petku

Nepal trekking jiriNoch in der Nacht standen alle auf, Tee wurde geschlürft und jeder machte sich bereit. Natürlich wäre es ideal, mit der Gruppe weiter zu laufen, denn zwei von ihnen kannten noch den Purano bato der natürlich wesentlich kürzer als die Straße war.

 

 

 

Doch es war klar, das ich nie und nimmer das Tempo diese Einheimischen mitgehen konnte. Bachan fragte deshalb einen aus der Gruppe, ob er nicht meinen Rucksack tragen könnte. Es war ein Porter ,der wieder nach Kathmandu musste und nur zu gerne dabei ein bißchen Geld verdiente. Schnell waren wir uns über den Preis handelseinig.

 

Sobald die erste Morgendämmerung sichtbar wurde, ging es wieder los. Bald zeigte sich der Vorteil, wenn wir mit der Gruppe gehen konnten, denn nach einem Kilometer ging sie plötzlich einen kleinen Seitenpfad von der Straße herunter, wir waren jetzt auf dem ehemaligen Purano Bato.

Selbt ein paar der  einheimischen Mädels, waren die abenteuerlichen Hängebrücken nicht mehr gewohnt und gingen nur sehr vorsichtig und ängstlich rüber.

 

 

Leider war das Tempo so hoch, dass ich kaum Luft bekam und auch kaum ein Foto machen konnte.

Atemlos hechelte ich der Gruppe hinterher aber langsam merkte ich, dass ich eventuell doch mithalten konnte, mit Rucksack hätte ich allerdings keine Chance gehabt.

So rannten wir durch eine wunderschöne Gegend, an kleinen Dörfern vorbei, durch Wald und Wiesen und immer wieder lachten die älteren Dorfbewohner: “genau wie vor 25 Jahren!”

 

Natürlich gab es auf dem Weg keine Teehäuser mehr und so kamen wir erst sehr spät und noch viel hungriger am drei Uhr wieder in Muldi an die Straße, wo nur noch ein paar wenige Restaurants für uns Essen übrig hatten.

Bald ging es weiter, wir hofften noch Lamosangu auf der Hauptstraße nach Tibet zu erreichen. Und wir hofften, dass dort Busse oder Lastwagen fahren würden. .

Doch 11 Straßenkilometer vorher wurde es dunkel. Ein Teil der Gruppe ging im Dunkeln weiter, wir übernachteten aber lieber wieder in einem privaten Teehaus.

Und hier war das Essen noch schärfer, so dass ich nicht einmal Nachschlag wollte.

Wir waren aber nicht die einzigen, die unterwegs waren, erfreulicher weise waren auch drei Leute im Haus, die am selben Tag aus Kathmandu gekommen waren. Von ihnen erfuhren, wir, dass ca. 25 km weiter in Dolalghat Taxis fahren würden.

 

 

Die Hoffnung machte einen Riesensprung.

Ich hatte vollständig vergessen, dass an dem Tag Heiligabend gewesen ist.

 

4. 25. Dezember (halber Tag) Petku-Dolalghat- Kathmandu

Wieder machten wir uns beim ersten Anzeichen der Morgendämmerung auf den Weg.

Ein kleiner Trampelpfad führte uns wieder auf den Purano Bato, steil ging es über nebelfeuchte Stufen hinab und ich bin noch immer froh, dass ich bei dem Tempo nicht ausgerutscht war. Mittlerweile hatte sich die große Gruppe in kleine Grüppchen zerteilt und wir waren nur noch 7 Leute.

Nach halsbrecherischen zwei Stunden sahen wir dann unter uns den Sun Kosi, einem sehr beliebten Rafting Fluss. Jetzt im Dezember war es aber keine Raftingzeit mehr, kalt umhüllte uns der Morgennebel und ließ einem nur beim Gedanken daran erschauern.

Der Weg führte direkt zu einer Brücke und so waren wir endlich auf der Hauptstraße. Die Leute hatten es uns ja auch schon am Abend gesagt, bis Dolalghat war selbst die Straße unpassierbar.

Dafür liefen die Leute zu hunderten zu Fuß, alleine oder in Gruppen und es waren nur noch 17 km zu gehen.

Es begann realistisch zu werden, dass wir noch am Abend in Kathmandu ankämen.

Die ersten Stunden war das Tal der Sun Kosi in dichte Nebelschwaden eingehüllt, doch bald lichtete sich diese, als die warme Sonne durchdrang. Da war es zwar schöner aber auch viel heißer.

Bald holten uns auch Leute aus der großen Gruppe ein, die am Abend vorher noch zwei Stunden in der Nacht weiter gelaufen waren. Insgesamt mussten sie wahrscheinlich mehr als 20 km mehr als wir mit unseren tollen Abkürzung gelaufen sein.

Immer wieder waren hier auf der Straße große Hindernisse aufgebaut, gefällte Bäume, Steinmauern, meterdicke Felsen, die aus dem Hang gesprengt worden war.

 

 

 

Es gibt keine Zweifel, selbst wenn der Streik beendet sein würde, diese Straße würde noch Tage danach unpassierbar bleiben. Und sie ist die Hauptverbindung zwischen Nepal und Tibet! Von der Straße nach Jiri möchte ich gar nicht sprechen, da kommen noch extra Tage dazu.

Natürlich waren die Steinmauern jeweils von den Dorfbewohnern errichtet worden, die Maoisten hatten ja wahrscheinlich schon genug an ihren Waffen und Bomben zu tragen. Zum Teil war diese Arbeit sicher freiwillig, denn es ist klar, dass die Dorfbevölkerung oft Sympathien für die Maoisten hatte. Wer es aber nicht ganz freiwillig machte, der musste es eben machen.

Die Zeitungen berichteten von einem Gebiet im Osten, wo Nachts die Maoisten kamen, und die Dorfbewohner zwangen, Steinmauern aufzubauen.

Tag kamen dann die Armee und die Dörfler mussten alles wieder wegschleppen.

Aber nachts kamen dann wieder die Maoisten und so ging das tagelang weiter.

 

So verflucht gemein und ungerecht ist das Leben zur Zeit für die meisten Nepalesen. Und wer nicht spurt wird umgebracht.

Dolalghat

So gegen Mittag sahen wir dann zum ersten mal Dolalghat, einer kleinen Stadt mit einer großen Brücke über den Sun Kosi.

Und verschiedenen Taxis warteten auf Kundschaft. Natürlich war der Preis beträchtlich höher als sonst aber das war nachvollziehbar.

Noch mal zwei Kilo Mandarinen gekauft und in zwei Stunden fuhren wir die letzten 56 km bis nach Kathmandu.

 

Unser Taxifahrer und sein rotes Taxi

Der Rucksack ist schon aufgesattelt und gelich werden wir losfahren.

 

 

 

 

Die  große Brücke über den Sun kosi in Dolaghat.

ab hier sind es nur noch 56 km bis Kathmandu

 

 

 

 

Nachtrag:

In Kathmandu hatte ich noch zwei lange Tage Muskelkater

In den drei Tagen sind wir ca. 110 km gelaufen

Die beiden Schweizerinnen waren wegen dem Streik ebenfalls noch in Kathmandu und Bachan ist mit ihnen noch die geplante Treckingtour gegangen

Am 26. Dezember zündeten die Maoisten in Dolalghat 4 Taxis an, da sie Streikbrecher wären. Danach fuhr erst mal kein einzige mehr.

Der Streik wurde am 28. Dezember beendigt, doch die Straße nach Jiri war mehrere Tage später immer noch nicht passierbar.

Das israelische Pärchen ist ein Tag nach uns dann doch aufgebrochen und ebenfalls der Straße entlang gelaufen.

Ich bin pünktlich, gebadet und rasiert mit frisch maschinen-gewaschener Kleidung am 28. Dezember zurückgeflogen.

 

Der Weg hat mir so gut gefallen, dass ich ihn wahrscheinlich noch einmal ganz freiwillig gehen möchte.